Bild © Vollrath Wiese BiologieMensch & TierTippsGalerie Biologie Die Zylinderwindelschnecke gehört zu den kleinsten Schnecken in unserer Region. Da sie kaum 2 mm gross ist, entgeht sie vielen Blicken. Wie andere nahe Verwandte mit zylindrischem Gehäuse enthält ihr Name den Begriff Windel, weil das Gehäuse (mit etwas Fantasie) an ein in Windeln gewickeltes Kleinkind erinnert. Zwischen Juni und August legt diese winzige Schnecke gerade mal 4 bis 11 Eier, die für sie relativ gross sind: 0,5 bis 0,6 mm im Durchmesser, also mehr als ein Viertel ihrer Grösse! Das muss eine enorme Leistung sein, denn die Zylinderwindelschnecke stirbt normalerweise nach der Eiablage. Die Zahl der Eier ist zwar gering, dafür sind sie sehr gut geschützt: Ihre Hülle besteht aus Karbonatkristallen, die sich bei Trockenheit zu einer dichten Schale zusammenziehen und so den Embryo feucht halten. Verbreitung Süd- und Westeuropa Erkennungsmerkmale Sehr kleines, fast zylindrisches Gehäuse, mit abgerundeter Spitze, 5.5 bis 6 Windungen, die letzten 2 leicht verjüngt; blass goldbraune Oberfläche mit zahlreichen feinen, gleichmässig angeordneten Rippen; Rand der Öffnung (Peristom) dünn, zerbrechlich und leicht nach aussen gebogen. Gehört zu Schnecken Masse Höhe des Gehäuses: 1,8 bis 2 mm, selten ab 1,5 mm Durchmesser des Gehäuses: ungefähr 0,9 mm Ähnliche Arten Die Hohe Windelschnecke (Columella columella) hat ein grösseres Gehäuse (2,6 bis 4 mm lang) mit bis zu 7,5 Windungen. Die seltenere Raue Windelschnecke (Columella aspera) hat ebenfalls ein etwas grösseres Gehäuse (2 bis 2,5 mm lang) und ist rötlich-braun gefärbt. Beide bevorzugen trockene, aber kalkarme Umgebungen. Die Südliche Zylinderwindelschnecke (Truncatellina callicratis), ebenfalls ein Fan von trockenen, aber kalkhaltigen Umgebungen, hat Zähne an der Öffnung ihres Gehäuses. Gefährdungsgrad Nicht gefährdet Aktivitätszeit Die Welt dieser winzigen Schnecke ist für uns Zweibeiner noch immer voller Geheimnisse. Wir wissen noch wenig darüber, wie sie ihre Tage und Nächte während ihres einjährigen Lebens verbringt. Lebensraum Trockene bis mässig trockene Standorte auf Kalksteinsubstraten: Vegetation zwischen südexponierten Felsen, Geröllhalden, Grasland und gelegentlich Dünen. Zwischen 200 und 800 m Höhe über Meer, selten bis auf 2700 m. Mensch & Tier Gefahren Die Abdrift von Pestiziden: Ein gewisser Anteil der Pestizide verfehlt die zu schützenden Pflanzen und gelangt so in den Boden, das Grundwasser oder in benachbarte Äcker und Gärten. Die Verbuschung von Wiesen Fördermaßnahmen Kleine Ökosysteme fördern Diese Schneckenart ist weit verbreitet, aber aufgrund ihres spezifischen Lebensraums oft nur sehr lokal anzutreffen. Weiter nördlich in Europa (Deutschland, England) gilt sie aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraums als vom Aussterben bedroht. Um sie zu schützen sollten kleine, extensive Landwirtschaftssysteme gefördert werden, die ohne chemische Mittel und übermässige Mechanisierung auskommen. Beobachtungstipps Das Tier Halten Sie nach trockenen, kalkhaltigen Stellen Ausschau, und gehen Sie nahe heran! Eine Lupe hilft Ihnen, die Mini-Häuschen der Zylinderwindelschnecken zu erkennen. Sie leben am Boden an der Basis von Grashalmen oder zwischen abgestorbenen Teilen von Pflanzen. Man findet sie oft am Fusse von Fetthennen/Mauerpfeffern (Sedum sp.), von Thymian (Thymus sp.) und von Beifuss (Artemisia sp.). Das leere Gehäuse Sie können vorsichtig eine Handvoll Erde zwischen Felsen oder am Fuss von Steilhängen durchsieben. Achten Sie darauf, das Material wieder an seinen Platz zurückzulegen, um all das unsichtbare Leben zu schützen, das sich darin verbirgt. © Estée Bochud / NMBE Gehäuse der Zylinderwindelschnecke